10 Fragen an Hubert Mara

Hubert Mara | Foto: Jannis Sterr
Hubert Mara studierte Informatik an der Technischen Universität Wien und war 2007-2008 Marie-Curie Fellow an der Universität Florenz. Von 2009 bis 2019 war er an der Universität Heidelberg tätig. Dort wurde er interdisziplinär in Informatik promoviert und leitete anschließend die DFG-Nachwuchsgruppe “Forensic Computational Geometry Laboratory” (FCGL). In 2020-2021 war er administrativer Direktor am mainzed. Von 2022-2024 war er Juniorprofessor für eHumanities am Institut für Informatik der Universität Halle. Seine Forschungsschwerpunkte sind 3D Computer Vision und maschinelles Lernen für das kulturelle Erbe. Seit 2024 ist er Professor für Archäoinformatik an der Freien Universität Berlin.
1. Wir gratulieren Ihnen herzlich zur Ernennung als Professor für Archäoinformatik an der Freien Universität Berlin. Was genau ist Archäoinformatik?
Eine sehr angewandte Informatik, die als Querschnittsdisziplin in allen Bereichen der Archäologie neue Methoden entwickelt und neue Fragestellungen ermöglicht.
2. Mit welchen Erwartungen treten Sie Ihre neue Stelle an, welche Ideen möchten Sie möglichst zeitnah in die Tat umsetzen?
Gemeinsam mit weiteren digitalen Geisteswissenschaften ein Scientific Software Center (SSC) aufzubauen. Es zeichnet sich aber auch der Bedarf an Adaption der Studiengänge der Altertumswissenschaften ab.
3. Ihr Schwerpunkt liegt in der Entwicklung neuer Vermessungs-, Darstellungs- und Forschungsmethoden für archäologische Funde. Wann haben Sie diesen Weg eingeschlagen und warum?
Ich bin immer den interessanten Möglichkeiten gefolgt, Informatik und Archäologie zu kombinieren, denn beide Bereiche haben mich schon immer fasziniert.
4. Wie kann die archäologische Forschung von aktuellen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz und der Datenverarbeitung profitieren?
KI ist nur eine sehr aktuelle Entwicklung der Informatik als Ingenieurwissenschaft. Insofern ergeben sich ganz allgemein aus kollaborativer und datengetriebener Arbeitsweise neue Möglichkeiten von der Entwicklung neuer Methoden bis hin zu geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Logik als wesentlicher Teil der Informatik verbindet diese immer schon mit der Philosophie.
5. Wie schätzen Sie die Entwicklung der Archäoinformatik in den nächsten 10 Jahren ein?
Mangels Kristallkugel ist das eine schwierige Frage. Eine schöne Entwicklung wäre, wenn die Informatik zu einem festen Bestandteil der Archäologie würde, so dass man diese Bindestrich-Informatik nicht mehr benötigt.
6. Wie werden sich diese Entwicklungen Ihrer Einschätzung nach auf die Ausbildung in den Altertumswissenschaften auswirken?
Das Studium wird sicherlich anspruchsvoller, da man sich mit zwei unterschiedlichen Fachkulturen auseinandersetzen muss. Gleichzeitig eröffnen sich aber auch neue berufliche Möglichkeiten.
7. Was würden Sie Studierenden, die am Anfang ihres Studiums stehen, mit Blick auf diese Veränderungen raten?
Seien Sie mutig! Angewandte Informatik in der Archäologie ist in erster Linie ein Handwerk, das geübt werden muss. Gleichzeitig lernen Sie eine zusätzliche Fachsprache, die Ihnen auch nach dem Studium in einer stark von Technik geprägten Welt nützlich sein wird.
8. Welche wissenschaftliche Erkenntnis gehört zu den wichtigsten Ihrer bisherigen Karriere, die Sie ohne den Einsatz digitaler Methoden nicht hätten gewinnen können?
Dass man in der Wissenschaft digitale Methoden entwickeln kann und diese auch genutzt werden, wenn man sie als Implementierung für Nichtinformatiker:innen zur Verfügung stellt. Dies erfordert aber entsprechende Freiräume, die leider immer mehr mit administrativen Vorgaben kollidieren.
9. An welchem Forschungsprojekt arbeiten Sie gerade?
Aktuell wurde ein DFG-Projekt mit der Evangelischen Theologie an der MLU Halle-Wittenberg bewilligt. Allerdings wünsche ich mir mehr Zeit und Ressourcen für das freie und quelloffene “GigaMesh Software Framework“, da dies auch ein wesentlicher Bestandteil der Vorgängerprojekte war.
10. Hätten Sie nicht Informatik studiert hätten, wären Sie heute…?
Ein HTL-Ingenieur, der elektronische Anlagen entwickelt, aber auch nur, da mein ursprünglicher Wunsch, Pirat zu werden, in einem Binnenland wie Österreich nicht möglich war.
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
teamredaktion (12. Dezember 2024). 10 Fragen an Hubert Mara. Berliner Antike-Blog. Abgerufen am 18. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/12wpd